Wenn die Cloud ausgeknipst wird – Neato, Vorwerk und das größere Problem smarter Geräte
4. Dezember 2025
Neato macht die Cloud zu – und damit sind die smarten Saugroboter plötzlich deutlich weniger smart.

Neato macht die Cloud zu – und damit sind die smarten Saugroboter plötzlich deutlich weniger smart. Ich habe Vorwerk dazu eine Presseanfrage geschickt und eine ausführliche Antwort bekommen. Wie ich das ganze sehe und aus Entwicklersicht einordnen, was Vorwerk sagt, warum ich vieles davon nachvollziehen kann – und warum ich es trotzdem extrem schade finde, dass wir immer wieder an denselben Punkt kommen: Produkte werden künstlich kastriert, weil die Server dahinter abgeschaltet werden.
Kurz zur Einordnung: Was ist passiert?
Neato Robotics war ein Unternehmen innerhalb der Vorwerk-Gruppe, das 2023 den Betrieb eingestellt hat. Vorwerk hat die Neato-Cloud damals trotzdem weiterlaufen lassen, damit die bestehenden Kund:innen ihre Roboter weiter wie gewohnt nutzen können.
Jetzt kommt die Kehrtwende:
Die Cloud-Server werden schrittweise abgeschaltet. Die Roboter bleiben laut Vorwerk zwar weiterhin nutzbar – aber nur noch im manuellen Modus, ohne Karten, App-Steuerung & Co.
Für viele Leute ist das de facto ein massiver Funktionsverlust. Und ja, auch bei mir und in meinem Umfeld gibt es einige Geräte aus den letzten Jahren – von Lampen bis Smart-Home-Gadgets –, die inzwischen nur noch rumliegen oder nur eingeschränkt nutzbar sind, weil irgendein Hersteller seine Cloud abgeschaltet hat.
Was Vorwerk zur Neato-Abschaltung sagt
Ich fasse die Antwort von Vorwerk mal in eigenen Worten zusammen:
1. Sicherheit, Datenschutz & alte Architektur
Vorwerk argumentiert, dass sich die Rahmenbedingungen stark geändert haben:
- Cybersicherheit und Datenschutz sind strenger geworden
- Regulatorische Vorgaben und Compliance-Standards wurden verschärft
- Neato setze auf eine ältere Systemarchitektur, die heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wird
Ein Weiterbetrieb der alten Systeme würde laut Vorwerk unverhältnismäßig hohe Risiken und Kosten verursachen. Daher habe man sich entschieden, die Cloud schrittweise einzustellen – mit der Begründung, Kund:innen nicht unnötigen Sicherheitsrisiken auszusetzen.
2. Warum kein Open Source und keine lokale API?
Ich hatte in meiner Anfrage unter anderem gefragt, ob man:
- Teile der Software Open Source machen könnte oder
- wenigstens eine lokale, dokumentierte API („local only“) bereitstellen könnte, damit z. B. Home Assistant oder andere lokale Smart-Home-Lösungen weiter mit Neato reden können.
Vorwerk sagt dazu sinngemäß:
- Man habe die Möglichkeit geprüft
- Aber:
- Entflechtung von geistigem Eigentum
- Rechtliche Fragen (z. B. Garantie, IP, Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Anwendungen)
- Technologische Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Apps
- Entflechtung von geistigem Eigentum
- Rechtliche Fragen (z. B. Garantie, IP, Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Anwendungen)
- Technologische Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Apps
- Entflechtung von geistigem Eigentum
- Rechtliche Fragen (z. B. Garantie, IP, Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Anwendungen)
- Technologische Überschneidungen mit anderen Vorwerk-Apps
…machen das aus ihrer Sicht aktuell nicht umsetzbar.
Kurz:
Es wird keinen lokalen API-Zugang geben und keine Open-Source-Freigabe.
3. Was bleibt für Neato-Besitzer:innen?
Laut Vorwerk:
- Die Roboter bleiben im manuellen Modus nutzbar
- Die Geräte sollen ihren Grundzweck weiter erfüllen
- Bestehende Garantieansprüche bleiben gültig
- Der Kundenservice soll beim Übergang unterstützen
- Ein Export oder die Weiterverwendung der Nutzerdaten sei technisch nicht sinnvoll möglich, da die Daten eng an das geschlossene Cloud-System gebunden seien
- Eine Kompensation ist nicht vorgesehen
4. Was ist mit anderen Vorwerk-Produkten (z. B. Thermomix)?
Vorwerk betont, dass:
- Neato und Vorwerk eigenständige Marken mit unterschiedlichen Modellen sind
- Die Kernmarken von Vorwerk eine Philosophie von
- Langlebigkeit,
- Qualität und
- kontinuierlicher Unterstützung verfolgen
- Langlebigkeit,
- Qualität und
- kontinuierlicher Unterstützung verfolgen
- Langlebigkeit,
- Qualität und
- kontinuierlicher Unterstützung verfolgen
Sprich: Man will den Eindruck vermeiden, dass diese Neato-Entscheidung irgendetwas über die Zukunft vom Thermomix oder anderen Vorwerk-Produkten aussagt.
Zur Einordnung: Ich selbst bin Fan vom Thermomix. Und ja, Kochen mit dem TM7 ist schon ziemlich himmlisch.
5. Kein Developer-Programm, keine Kooperation mit der Community
Auch hier ist die Antwort klar:
- Kein Developer-Programm
- Keine Kooperation mit z. B. Home-Assistant-Entwickler:innen
- Fokus liegt laut Vorwerk auf einem geordneten und sicheren Übergang
- Eine Öffnung der Software sei mit technischen und rechtlichen Risiken verbunden, die man im Kontext von Datenschutz und Compliance nicht eingehen wolle
Meine Sicht als Entwickler: nachvollziehbar – und trotzdem frustrierend
Als jemand, der selbst Software entwickelt und sich beruflich und privat viel mit Security, APIs und Infrastruktur beschäftigt, kann ich einige Punkte von Vorwerk ehrlich gesagt gut nachvollziehen:
- Alte Architekturen auf neue Sicherheits- und Datenschutzstandards zu heben, kann teuer, nervig und komplex sein.
- IP-Entflechtung aus einem größeren Codebase kann ein Albtraum sein – gerade wenn Technologie mit anderen Produkten geteilt wird.
- Jede Form von Open Source oder öffentlicher API bringt Haftungs-, Sicherheits- und Support-Fragen mit sich.
Aus Herstellerperspektive ist die Entscheidung daher vermutlich sauber begründbar:
„Das System ist alt, die Regulierung streng, die Risiken hoch – also ziehen wir den Stecker.“
Aber aus Nutzersicht fühlt sich das trotzdem mies an. Denn:
- Die Geräte sind physisch völlig in Ordnung
- Die Cloud wird abgeschaltet, und zack: ein großer Teil der Funktionalität ist weg
- Die Investition wird entwertet, obwohl nichts „kaputt“ ist – außer der Geschäftsentscheidung dahinter
Und genau da liegt für mich der wunde Punkt.
Das Muster dahinter: Games, Lampen, Smart Home, Neato & Co.
Neato ist nicht der erste Fall – und wird leider auch nicht der letzte sein.
Ein paar Beispiele, die bei vielen von uns Erinnerungen wecken:
- Game-Industrie: Always-Online-DRM, abgeschaltete Server, Spiele, die man legal gekauft hat, aber nicht mehr spielen kann
- Leuchtmittel / Smart Lighting: Systeme wie von Osram/Ledvance, die ohne Cloud oder Hersteller-Backend plötzlich nur noch eingeschränkt funktionieren
- Smart-Home-Gadgets: z. B. die Logitech Pop-Buttons oder Z-Wave-Lösungen von Devolo, wo Apps oder Cloud-Dienste verschwunden sind
- Und jetzt eben: Neato-Roboter, die ohne Cloud deutlich an Komfort verlieren
Von all diesen Produktkategorien existieren bei mir oder in meiner näheren Umgebung Geräte, die jetzt im Schrank verstauben oder nur noch ein Schatten ihrer selbst sind.
Nicht, weil die Hardware schlecht wäre – sondern weil jemand irgendwo beschlossen hat: „Wir machen die Server aus.“
Local-First statt Cloud-Only – was ich mir wünschen würde
Ich will Vorwerk hier nicht „böse“ hinstellen. Die Antwort war sachlich, umfangreich und wirkt intern durchaus sorgfältig abgewogen.
Aber als Technikfan und Entwickler wünsche ich mir für die Zukunft – von Vorwerk und anderen Herstellern – ein paar grundlegende Dinge:
1. Local-First-Architekturen
Cloud ist super für Komfort, Remote-Zugriff, Updates und smarte Features.
Aber der Grundnutzen eines Gerätes sollte ohne Cloud weiter voll nutzbar sein – oder zumindest klar definiert:
- Lokale Steuerung (z. B. über LAN oder Bluetooth)
- Offene oder dokumentierte Protokolle
- Fallback-Modus, der mehr kann als nur „Start/Stop“
2. Transparente „Sunset-Pläne“
Wenn eine Cloud abgeschaltet wird, wäre wünschenswert:
- Ein klarer Fahrplan:
- Ab wann wird was abgeschaltet?
- Welche Funktionen bleiben?
- Wie lange gibt es noch Support und Ersatzteile?
- Offen kommunizierte Optionen für Power-User (z. B. API-Beta, „auf eigene Gefahr“-Modus, Datendumps etc.)
- Ab wann wird was abgeschaltet?
- Welche Funktionen bleiben?
- Wie lange gibt es noch Support und Ersatzteile?
- Ab wann wird was abgeschaltet?
- Welche Funktionen bleiben?
- Wie lange gibt es noch Support und Ersatzteile?
3. Minimal-Öffnung für die Community
Ich weiß, dass „macht doch einfach alles Open Source“ aus Entwickler-Mund schnell dahergesagt ist.
Aber selbst kleine Schritte würden schon helfen:
- Dokumentierte lokale API ohne Garantie, aber mit Hinweis „ohne Support“
- Begrenzte, klar eingegrenzte Community-Schnittstellen
- Vielleicht irgendwann: Open-Source-Freigabe von Alt-Systemen, wenn sie intern nicht mehr gebraucht werden
Gerade bei Produkten, die faktisch abgekündigt sind, ist der Schaden durch Öffnung oft geringer als der Nutzen, den die Community daraus ziehen könnte.
Fazit: Zwischen Verständnis und Ernüchterung
Ich glaube Vorwerk, dass die Entscheidung zur Neato-Cloud-Abschaltung intern nicht leichtfertig getroffen wurde.
Ich glaube auch, dass Security, Datenschutz und Compliance heute echte Showstopper sein können – gerade bei älteren Architekturen.
Aber aus Sicht der Nutzer:innen bleibt am Ende:
- Ein Gerät, das technisch noch top sein kann
- Dessen Smart-Funktionen jetzt massiv beschnitten werden
- Und das zeigt, wie gefährlich die Abhängigkeit von Cloud-only-Designs ist
Für mich ist Neato damit weniger ein Einzelfall, sondern eher ein weiteres Beispiel in einer langen Liste von Produkten, die digital sterben, bevor die Hardware das tut.
Ich hoffe, dass Hersteller – Vorwerk eingeschlossen – aus solchen Fällen langfristig die Lehre ziehen:
Lokale Nutzung darf kein Bonus sein. Sie muss das Fundament sein.
Die Cloud ist ein Upgrade – nicht die Lebensader.
Lokale Nutzung darf kein Bonus sein. Sie muss das Fundament sein.
Die Cloud ist ein Upgrade – nicht die Lebensader.
Wie seht ihr das?
Habt ihr auch Geräte zu Hause, die inzwischen nur noch Staubfänger sind, weil irgendein Server abgeschaltet wurde? Schreib’s mir gern in die Kommentare oder auf meinen Socials – das Thema lässt mich als Techniknerd und Nutzer gleichermaßen nicht los.
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