Schon im letzten Jahr habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein wenig Ahnenforschung zu betreiben.
Nachdem ich letztes Jahr schon mit der Heredis Software ein rund 50 Personen zusammen bekommen habe, habe ich mich dazu entschlossen einen Schritt weiterzugehen. Während man in osteuropäischen oder arabischen Ländern noch den Cousin und die Cousine 5. Grades kennt, ist meine Erfahrung sehr begrenzt und ich kenne kaum die des 2. Grades.
Am einfachsten geht das doch mit einer DNA Analyse? Ein Freund von mir hat den Test bei MyHeritage gemacht. Ich habe lange gesucht und viele Alternativen gefunden, doch da ich davon ausgehe, dass ein Großteil meiner Familie aus Europa stammt, habe ich mich entschlossen den auch bei MyHeritage zu machen.
DNA in Fremden Händen
Mein erster Gedanke, meine DNA in fremden Händen? Wie so oft kommen tolle Sachen wie ICQ, USB-Stick und nun auch MyHeritage aus Israel. Allerdings sitzt die Datenanalyse jetzt in den USA. Etwas vertrauenswürdiger als viele asiatische Anbieter. Zumindest meiner Erfahrung nach. Wer die eigenen DNA-Daten downloaden will, muss mehrere Schritte unternehmen, um an den Datenstamm zu kommen. Darunter auch ein Haftungsausschluss.
Bei 8 Mrd. Menschen, die aktuell auf der Erde leben sind, meine Daten ehrlich gesagt auch nur ein Sandkorn am Strand. Also wage ich den Versuch.
Bestellung
Wie so oft gab es das Angebot für 39 €. Online bestellt und ca. eine Woche später kam es schon an. In der Verpackung sind zwei Wattestäbchen mit speziellem Knickverschluss dabei, zwei Behälter mit Flüssigkeit, zwei Plastiktüten zum Auslaufschutz, eine Anleitung und einen Rückumschlag.
Dann trinkt man am besten Wasser und dann wartet man mindestens 30 Minuten. Daraufhin muss mit je einem Wattestäbchen eine Seite abgerieben werden, um einen möglichst guten Abstrich zu erzielen. Das kommt ähnlich wie bei den Coronatests in die Flüssigkeit, wird abgeknickt, verschraubt und dann gehts mit der Post an eine zentrale Sammelstelle in Deutschland. Dann heißt es Abwarten. Ich habe dann online gelesen, dass es zwischen 4 und 7 Wochen dauern kann. Alleine der Überflug in die USA sind schon zwei Tage. Meine Hoffnung lag darin, dass ich das Ergebnis, bereits vor meinem Warschau Besuch erhalten. Pech gehabt, es kam nach 5 Wochen, genau einen Tag nach meiner Rückkehr an.
Ahnenforschung
Wer so doof ist wie ich, aktiviert seinen Premium Monat für die MyHeritage Software direkt danach. Tipp: Aktiviert es erst nach Erhalt der DNA Ergebnisse. Denn bis das Ergebnis da ist, müsst ihr für euren eventuell groß geratenen Stammbaum Premium bezahlen.
Wer davon ausgeht, man macht das mal nebenbei. Nein. Einfach nein! In zerrütteten Familien ist es ein Knochenjob. Ich habe in meinem Fall jeden einzelnen Verwandten, mit denen ich jemals Kontakt hatte, angeschrieben und gefragt, ob er mir helfen kann. Die Resonanz war ernüchternd. In den meisten Fällen kam nichts oder nur der engste Familienkreis zustande.
Smart Matches
Die erste und wirklich hilfreiche Funktion für mich war die Smart Matches. Dabei wird abgeglichen, ob es bereits passende Profile bzw. Stammbäume gibt. Wenn also ein Cousin 3. Grades bereits ebenfalls Daten hinterlegt hat, können diese gematched werden und so der Stammbaum vervollständigt werden. Das hat vor allem geholfen, wenn ich eine Person hinzugefügt habe, die erst nachträglich entdeckt wurde. Bsp. ein Verwandter sagt mir, da gab es noch ein ausgestoßenes Familienmitglied. Dann kann es sein das man zu dieser Person noch viele Informationen gefunden hat und darüber die Eltern.
Records Matches
Ein weiteres sehr hilfreiches Tool war das Records Matches. Hier werden einfach offizielle Daten bzw. Stammbäume von anderen Anbietern durchforstet. In meinem Fall haben mir folgende Datenbanken noch Aufschluss gegeben:
- FamilySearch Stammbaum
- Geni Welt-Stammbaum
- Deutschland, Eheschließungen, 1558-1929
- Volkszählung 1920 der Vereinigten Staaten
- Berühmte Personen im Laufe der Geschichte
- England, Geburten und Kleinkindtaufen, 1538-1975
Auch hierdurch wurden viele Informationen gefunden und aufgedeckt.
Plausibilitätsprüfung & Recherche
Trotz der vielen Arbeiten schleichen sich gerne Fehler ein. Man sollte wirklich mühselig jedes einzelne Feld ausfüllen. Zum Beispiel muss jeder verstorbene auch als verstorben markiert sein. Zum einen ist diese Person dann öffentlich erkenntlich, zum anderen dient es der Vollständigkeit und ggfs. weiteren Matches.
Nahezu alle Daten vor 1840 sind im Übrigen von der Kirche notiert. So muss man im Falle der Recherche die kirchliche Leitung der jeweiligen Kirchenregion anschreiben und sich dort erkundigen. Das klappt meist auch problemlos, aber auch hier vergeht viel Zeit. Eine positive Antwort ist leider nicht garantiert, weil viele Daten auch in den Kriegen verloren gingen.
Ein weiterer Ansatzpunkt sind Behörden. Primär natürlich solche wie das Bundesarchiv mit den Stasi Unterlagen, sofern man betroffen war. Aber auch andere Behörden können je nachdem weiter verhelfen.
Bis zu diesem Schritt habe ich es geschafft, auf knapp 370 Personen zu kommen. Allerdings zählen hierzu auch die Partner der Verwandten, Halbgeschwister und ihre Elternteile etc.
Häufige Fehler & fehlende Informationen
Einer der häufigsten Fehler, die mir aufgefallen sind, ist das fehlerhafte Eintragen. So wird aus Meier auch mal Mayer, Maier oder in ganz abstrusen Fällen Maya. Zurück zuführen ist das, auf die fehlende Bildung in diversen Epochen oder auch auf Grenzüberschreitungen. Insbesondere der Wechsel von Ost nach West hat das häufig verursacht. Zum einen, wenn die kyrillische Schreibweise sich zur lateinischen änderte und auch wenn man das Wort nicht aussprechen konnte. Das ist häufig zu sehen bei der Auswanderung in die USA.
Ebenfalls ist mir oft aufgefallen, dass manche nicht den Zweitnamen kannten oder gar nur den Zweitnamen, aber nicht den ersten. So wurde auch mal aus Hans Peter Müller bei einigen der Hans Müller und bei anderen der Peter Müller.
Aber keine Sorge, es wird noch komplizierter. Früher war es auch gängig, den Bruder des verstorbenen Ehemannes zu heiraten.
Nur eine Sache hat mir noch mehr Kopf zerbrechen bereitet. Es war nicht unüblich, viele Kinder zu haben. Da die Lebenserwartung auch nicht hoch war, hat man in manchen Fällen das zweite Kind nahezu exakt gleich genannt. Der einzige Unterschied war der Zweitname.
Analyse
Eine große Hoffnung bestand in der Analyse meiner DNA. Allerdings war es ernüchternd. Denn ich hatte ca. 5.000 DNA Matches. Gut, hierbei steht auch das die Zuverlässigkeit gering ist und jeder Verwandte bis zum 5. Grad wird mit gelistet. Interessanterweise habe ich genau dadurch aber einen Verwandten gefunden, bzw. bestätigt bekommen, der auch bereits einen Stammbaum macht. So konnte ich nun wirklich verifizieren das ich auf dem richtigen Weg bin.
Fazit
Es ist spannend für mich zu sehen, woher ich komme, welche Geschichte meine Vorfahren hinter sich haben und dass ich eine kulturreiche Geschichte habe, die sich sogar in Wikipedia widerspiegelt. Dabei fehlen bei mir noch 2 essenzielle Familienteile, die einen großen Aufschluss geben könnten.
Mein nächster Versuch wird vielleicht CercleDNA sein, um etwas mehr über mich selbst zu erfahren. Allerdings wurde mir auch schon von ärztlicher Seite geraten nicht zu viel darauf zu geben, dass diese Analysen auch nur begrenzt einen Wert haben.